Alexander Kapitanowski wurde in Jewpatorija, Krim, UdSSR geboren. Sein Weg zur bildenden Kunst war kein direkter. Nach seinem Studium an der Staatliche Technische Universität Moskau arbeitete er in der Automobilindustrie und begann in dieser Zeit erste Porträts zu schaffen. Im Jahr 1982 brach er seine F&E-Tätigkeit im Bereich Ingenieurwissenschaften ab und kehrte in die Krim zurück, um sich dort auf die Kunst zu konzentrieren. Zwischendurch schlug er sich in den verschiedensten Berufen durch die 1980-er Jahre, unter anderem als Bodenreiniger, Bohrarbeiter, Matrose und als Fachlehrer. Mitte der 1980- er Jahre begann – bei Professor Dmitri Sarabianov von der Staatsuniversität Moskau – seine intensive praktische und theoretische Auseinandersetzung mit bildender Kunst.
Bis zur Perestroika gab es für Alexander Kapitanowski keinerlei Möglichkeiten, seine Bilder auszustellen. Er konnte in den 1980-er Jahren praktisch nur „für die Schublade“ arbeiten. Der öffentliche Start – 1992: Preisträger Wettbewerb NEW NAME – durchgeführt in der ganzen Sowjetunion von TV Gallery, Jugendpalast, Moskau. In den 1990-er Jahren arbeitete er nicht nur als Maler und Graphiker mit Einzel- und Gruppenausstellungen in der Ukraine, Russland, Frankreich und den USA, sondern auch als Assistenzkurator (Open Society Institute, Zarizyno State Museum-Reserve, Moskau) und Architekt (III International Biennale Cetinje, Montenegro 1997, Katalog). Seit 2014 doziert er über bildende Kunst. Arbeiten von ihm befinden sich in Privatbesitz, aber zum Beispiel auch als Teil der Sammlung Georges Matcheret und Nadia Wolkonsky im Besitz der Eremitage in St. Petersburg. Seit seiner Übersiedlung nach Deutschland (1998) hat Alexander Kapitanowski vor allem in West- und Norddeutschland ausgestellt. Für einige Präsentationen hat er mit jungen Autorinnen und Autoren des Rumpelstilzchen-Literaturprojekts zusammengearbeitet.Lebt und arbeitet im Großraum Bielefeld / Westfalen .
Artist Statement
Bilder sind Migranten, die von unseren Erinnerungen zu unseren Wünschen wandern. Erinnerungen sind für mich damit lebendig: niemals „tot“, immer in Bewegung und immerverbunden mit einem Desire/Begehren.
Meine Arbeit basiert deshalb auf Memory im Sinne von Erinnerungen (Familie, Heimat, Katzen etc.), aber auch auf dem kollektiven Gedächtnis. Ich mag es, Figuren und Gesichter zu erschaffen, die ich als Menschen sehe, die eine Verbindung aus Tanz-Geste und Memory darstellen. Deshalb verwende ich in meiner Arbeit paradigmatische Tanzbeispiele: Weibliche Figuren wie die Nymphe, die vom Wind umspielt werden und Gesten des Todes und des Sterbens. Wind & Tanz – die Bewegung – spielen entsprechend eine zentrale Rolle in meinen Zeichnungen. Palimpsest- und Collageartig werden verschiedene Elemente des historischen und kollektiven Gedächtnisses zu einem Ganzen zusammengeführt. Ich meine das Palimpsest als ein Interpretationsgerät, als einen Weg um Geschichte und Kunst zu verstehen. Durch dieses „zeichnende Forschen“ wandere ich so (wie die Bilder selbst) als homo viator durch die Ruinen verschiedener Kulturepochen: Hierbei soll keine Hommage gegeben oder meine Bilder/Zeichnungen auf eine bestimmte Art stilisiert werden. Es geht um das Aufbauen eines Systems von Verbindungen zwischen mir und Künstlern der Vergangenheit – plastische Analogien, die weniger Anspielungen und mehr eine Verflechtung von Motiven sind, die eine Klammer oder Masche zwischen uns bilden. So wie diese Verflechtung immer weiter fortgesetzt werden kann, bleiben auch meine Bilder als Zeichnungen unabgeschlossen/offen und damit Non-finito. Natürlich hatte ich zunächst Angst vor einem solchen Dialog mit den Großen, denn die Arbeit in einer solchen Konstellation bedeutet für einen zeitgenössischen Künstler eine große Verantwortung. Er ist aber notwendig, da nach meinem Verständnis vergangene Kunst aktuelle Kunst ist. Mit Kohle und Pastell sowie Acryl zeichne ich meine „Modelle“ auf weißes Papier und braune Wellpappe. Größere farbige Flecken oder Flächen, farbige Klumpen-Einzelheiten, bilden mit der sonst fast gänzlich leeren Umgebung ein Gegengewicht, dass das Dargestellte in diesem Raum hält und so die Abgebildeten in eine imaginäre Räumlichkeit rückt. Damit bewegt er sich in einem Spannungsfeld zwischen figürlicher Darstellung und Abstraktion, zwischen Motiv/Raum und Pathos. Exhibition selection (E) Einzelausstellung / Soloshow Memberships Collections |